Veröffentlicht am 12.07.2023

Unigy: Essener Energie-Startup ist Vorreiter für nachhaltigen Energiehandel

Wie wird die Energiewende in Deutschland noch zielgerichteter, noch praxisorientierter? Als ein möglicher Innovationstreiber in diesem Bereich haben sich vor allem Startups wie Unigy positioniert, welche durch kurze Entscheidungswege und Agilität eine schnelle Umsetzung versprechen. Unigy, ein auf den Bereich Energiehandel und Integration erneuerbarer Energien spezialisiertes Startup aus dem Ruhrgebiet, gehört zu einem vielversprechenden Kader von Ausgründungen, wenn es um die Zielerreichung in Sachen Energiewende geht - denn perspektivisch soll die gesamte Energieversorgung in Deutschland auf erneuerbaren Energien basieren.

Als Partner für Stadtwerke und Industrie will das 2020 gegründete Startup Ausgleichsrisiken durch schwankende erneuerbare Energiequellen vermeiden und die Stabilität einer nachhaltigen Versorgung sicherstellen. Dabei setzt Unigy am digitalen Transformationsprozess an: Der Fokus liegt hierbei im Angebot von algorithmusbasiertem Kurzfristhandel und der Optimierung von Energieportfolien in Kombination mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Wir haben mit Matthias Lohse, Co-Founder und COO von Unigy über die Herausforderungen seines Startups, die Perspektiven im Bereich Energiewirtschaft und die Chancen des Startup Ökosystem Ruhr gesprochen.


Matthias, wie würdest du euren anfänglichen Weg durch das Startup-Ökosystem Ruhr beschreiben und welche waren gerade zu Beginn wichtige Meilensteine oder Herausforderungen für euch?

Matthias:
Unigy hat wahrscheinlich keinen klassischen Weg innerhalb des Startup-Ökosystems genommen, sondern ist aus einer konkreten Idee, von ehemaligen Kollegen, in der Praxis entstanden. Die wichtigsten Meilensteine in der Anfangsphase waren die Akquise von Startkapital durch einen Investor zur Umsetzung dieser Idee, sowie die Entwicklung der technologischen Lösungen und Algorithmen und natürlich die ersten Kundenakquisitionen. Damit zusammenhängend waren die wichtigsten Herausforderungen die Überwindung regulatorischer Hürden im Energiemarkt, die Gewinnung von Investoren und Kapital und die technologische Umsetzung der Lösungen sowie die Etablierung einer Kundenbasis in einem wettbewerbsintensiven Markt.

Welche Art von Unterstützung und Ressourcen waren wichtig, um die Entwicklung eures Startups voranzutreiben? Hattet ihr spezielle Acceleratoren, Investoren, Mentoren oder andere Formen der Unterstützung an eurer Seite?

Matthias: Wir haben uns in der Gründungsphase für das Gründerstipendium NRW beworben und durch den Gewinn auch einen Mentor zugeteilt bekommen, der uns bis heute unterstützt und berät. Solche Kontakte sind grade zu Beginn sehr wertvoll und öffnen oft wichtige Türen. Es gibt tatsächlich viele Förderprogramme und wir können nur dazu ermutigen diese wertvolle Unterstützung anzunehmen. Da wir bereits viele Jahre in der Energiewirtschaft bei verschiedenen Arbeitgebern unterwegs waren, konnten wir aber auch schon von Beginn an auf ein sehr gutes Netzwerk innerhalb der Branche zurückgreifen, was für den Start ebenfalls sehr wichtig war.  

Wie hebt sich Unigy zu vergleichbaren Playern in der Energiebranche ab und wie positioniert ihr euch in dieser Hinsicht am Markt?

Matthias: Die Unigy verfügt über die langjährige Berufserfahrung der Gründer, über ein tiefgreifendes Branchenwissen und kennt die Herausforderungen auf Kundenseite genau. Durch die Spezialisierung auf den Bereich Energiehandel und Integration erneuerbarer Energien in Verbindung mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und fortschrittlichen Algorithmen für den Handel setzen wir genau an dem Punkt an und können den Bedarf der Kunden optimal bedienen. Als Vorreiter im Bereich Energiehandel und Integration erneuerbarer Energien nehmen wir eine starke Position ein und bieten maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden, die sich durch kontinuierliche Investitionen in technologische Innovationen und Forschung weiterentwickelt.

Wo siehst du das größte Wachstumspotenzial eures Startups und welche Märkte oder Segmente wollt ihr erreichen?
Matthias:
Der deutsche Energiemarkt ist der größte Energiemarkt Europas und bietet schon allein enormes Wachstumspotential. Im Rahmen der Energiewende sind wir mittendrin und gehen die Herausforderungen an, vor denen im Moment so gut wie alle Stadtwerke und Energieversorger stehen. In Zukunft wollen wir uns natürlich auch über die Grenzen Deutschlands hinweg ausdehnen und starten deshalb auch gerade unsere Expansion in Richtung UK, der als zweitgrößter Markt nach Deutschland ebenfalls viele Chancen für uns bietet.

Bleiben wir beim Thema Wachstum: Strebt ihr in naher Zukunft weitere Investitionsrunden an, wollt ihr euer Team erweitern oder neue Märkte erschließen?
Matthias:
Derzeit wachsen wir aus eigener Kraft und erschließen mit unseren Produkten hauptsächlich den deutschen Markt. Eine Ausweitung auf UK und weitere europäische Märkte ist derzeit in Vorbereitung und wird voraussichtlich bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Um unsere Ziele schneller erreichen zu können, sind wir durchgängig auf der Suche nach qualifiziertem Personal, vor allem im IT-Bereich. 

Wo siehst du die wichtigsten langfristigen Ziele und die strategische Vision von Unigy?
Matthias:
Die Zukunftsaussichten und Vision der Unigy sind sehr eng verknüpft mit dem Thema Energiewende. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energie, der dezentralen Energieerzeugung, der Elektromobilität und Digitalisierung werden unsere Produkte zunehmend an Bedeutung für die Kunden gewinnen.  Durch unser bereits bestehendes Setup und geplanten Erweiterungen sehen wir eine weitere und stärkere Nachfrage nach unseren Produkten in den kommenden Jahren. 

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen du derzeit konfrontiert bist? Wie gehst du mit diesen Herausforderungen um und welche Strategien wendest du an, um sie zu bewältigen?
Matthias:
Eine der größten Herausforderungen ist es aktuell geeignetes Fachpersonal zu bekommen, um unsere Projekte schneller umsetzen zu können. Leider haben damit aktuell ja viele Unternehmen Schwierigkeiten und als Startup ist man in dem Bereich auch nicht immer erste Wahl. Wir werden uns daher auf mehr Veranstaltungen zeigen, um mit potentiellen Kandidaten in Kontakt zu kommen. Daneben gehen wir auch die klassischen Wege über Headhunter und unser Netzwerk.  

Wo siehst du eure jüngsten Erfolge und Errungenschaften?
Matthias
: Operativ war das letzte Jahr mit der Energiekrise ein großer Stresstest für unsere Modelle und Ansätze, den wir mit Bravour gemeistert haben und auch unsere Kunden konnten wir in dieser turbulenten Zeit mit unseren Dienstleistungen optimal unterstützen. Das war für uns der bisher größte Meilenstein, da wir uns als Unternehmen und Serviceanbieter behaupten konnten und unsere Reputation davon stark profitiert hat. 

Durch den Gewinn des Gründerpreis NRW 2022, haben wir zudem erneut großen Rückenwind bekommen und es haben sich weitere Türen geöffnet. Durch die vergrößerte Aufmerksamkeit konnten wir viele neue Kontakte generieren und waren namentlich deutlich bekannter als zuvor. Als Folge nehmen wir immer noch an zahlreichen Gremien und Treffen teil, wodurch sich immer auch neue Möglichkeiten ergeben. 

Noch mal zum Anfang zurück: Wie hast du das Unterstützungssystem für Startups im Allgemeinen wahrgenommen und seid ihr im Zuge eures Unternehmenswachstums auf Schwierigkeiten beim Zugang zu unterstützenden Ressourcen oder der richtigen Beratung auf Hürden gestoßen?

Matthias:
Tatsächlich waren wir sehr überrascht über die Vielzahl an Unterstützungsangeboten, die es für Startups gibt, z.B. die Startcenter in NRW, bei denen wir uns schon vor der Gründung Beratung gesucht haben oder auch Zenit, wo wir bzgl. verschiedener Fördermöglichkeiten in engem Austausch sind. Darüber hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten, mit tollen Angeboten über Acceleratoren und Hubs, die einen bei der Umsetzung seiner Idee unterstützen. Beim Zugang zu Informationen oder angemessener Beratung hatten wir keine Schwierigkeiten, ganz im Gegenteil, wir hätten uns bei Bedarf noch viel mehr Unterstützung holen können.  

Letzte Frage: Wie wird sich das Startup-Ökosystem deiner Meinung nach perspektivisch entwickeln? Welche Trends siehst du und welche Chancen und Herausforderungen prognostizierst du für den Sektor in den kommenden Jahren?
Matthias: Gerade auf dem Weg zu einer nachhaltigen und CO2 armen Energieversorgung werden sich viele Chancen ergeben. Startups im Energieversorgungsbereich haben ein bedeutendes Potenzial, den Sektor zu transformieren und zu gestalten. Mit der richtigen Strategie, Technologie, Innovationen und dem richtigen Geschäftsmodell können sie einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Energieversorgung leisten. Herausfordernd in dem Bereich der Energieversorgung sind natürlich regulatorische Hürden, mit denen sich die Gründer vorab auseinandersetzen sollten. 

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